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02/06/2012
Vibrierend, sinnlich, tiefgründig
Peter Korfmacher - Leipziger Volkszeitung

Ewa Kupiec und Andres Orozco-Estrada im Großen Concert

Vier Showstücke: Lutoslawskis Variationen und Rachmaninows Rhapsodie über ein Thema von Paganini, Ravels Orchesterbearbeitung des Alborado dei Gracioso, schließlich Rachmaninows Sinfonische Tänze. Dirigent Andres Orozco-Estrada und Pianistin Ewa Kupiec verweigern sich also in den ausverkauften Großen Concerten dieser Woche der gewichtigen Dramaturgie, die im Regelfall vor der Pause ein Instrumentalkonzert vorsieht, danach eine ausgewachsene Sinfonie - und dazu gern ein Scheibchen Moderne serviert. Da ist die Versuchung groß, sich entspannt zurücklehnen, sich der Farben des Orchesters zu erfreuen, der Virtuosität der Pianistin, der Effekte, die der Spätromantiker, der Impressionist und der spätere Neutöner da ersannen.

Doch dann kommt alles anders. Denn es sind eben nicht nur Showstücke. Die beiden letzten Großwerke Rachmaninows sind nur dem Namen nach kein Konzert und keine Sinfonie. Ravels knappes Morgenständchen stieß als Klavierstück die Fenster der Moderne weit auf und erschloss dem Orchester in seiner Instrumentation unerhörte Klangräume. Und Lutoslawskis herber Zyklus (der in der Fassung für zwei Klavier deutlich besser ausbalanciert ist) lässt schon ahnen, wohin die Nachkriegsreise geht. Auf all dies richten Orozco-Estrada und Kupiec den Focus.
Rachmaninows Paganini-Rhapsodie funktioniert natürlich als Funken schlagendes Virtuosen-Stück. Und wer die 18. Variation ordentlich schmachten lässt, ist der wohligen Seufzer gewiss. Schließlich hat damit Bill Murray in "Und täglich grüßt das Murmeltier" selbst Andy McDoweli rumgekriegt.
Derlei ist indes für Kupiec nicht die Hauptsache. Wie schon bei Lutoslawski, dort aber oft überdeckt vom Orchester, setzt sie mehr auf Struktur als auf Selbstdarstellung, mehr auf Delikatesse als auf Wucht, mehr auf Transparenz als auf Fülle. Im Ergebnis präsentieren sich die 24 Variationen nebst Thema als eines der großen Klavierkonzerte des 20. Jahrhunderts - zumal die kanonische Dreisätzigkeit durchaus durchscheint.
Wie Kupiec durch die knappen Kadenzen huscht, in halsbrecherischem Tempo und doch immer ganz leicht, ganz subtil, ganz elegant, wie sie Kantilenen singen lässt, Begleitstrukturen immer wieder neu färbt, die Rhythmen federn lässt und die Kaskaden perlen, das ist so nicht oft zu hören - und durchaus selbstbewusst nach dem Klavierspiel modelliert, das Rachmaninow selbst auf Tonträgern hinterlassen hat. Auch da ist von Sentimentalitäten so wenig zu hören wie vom pianistischen Selbstzweck.

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